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Foto-Blog über Hunde, Kommunikation & Erziehung

Von der Empfängnis bis zur Geburt

Hündinnen werden ca. alle 6 Monate läufig. Die s.g. Hitze oder in der Kynologie auch "Brunstphase" genannte Zeit unterteilt sich in drei Phasen, die Vorbrunst, die Brunst und die Nachbrunst.

Die Vorbrunst (Proöstrus) dauert zwischen 3 und 17 Tagen. Hier tritt die Blutung das erste mal ein. Die Brunst (Östrus) dauert zwischen 3 und 21 Tagen. In dieser Phase finden mehrere Eisprünge statt. In der s.g. Standhitze ist die Hündin aufnahmebereit. 

In der Nachbrunst (Metöstrus) klingen die Läufigkeitssymbole komplett ab. Diese Phase kann zwischen 9 und 12 Wochen andauern. Die Hündin bildet nach dem Eisprung s.g. Gelbkörper, diese produzieren wiederum das Hormon Progesteron welches zum Erhalt der Trächtigkeit dient. Hat die Hündin aufgenommen spricht man davon, dass sie trächtig (schwanger) ist. Dieser s.g. Diöstrus (Zwischenbrunst) ist davon abhängig ob eine Befruchtung stattgefunden hat. Die bereits im Metöstrus gebildeten Gelbkörper entwickeln nun ihre volle Blüte. Unbefruchtet bilden sie sich innerhalb von 15 bis 20 Tagen zurück. Die Trächtigkeit bis zur Geburt dauert beim Hund in der Regel 63 Tage.

Auch nicht gedeckte Hündinnen bilden dieses Hormon. Durch den nun sinkenden Progesteron-Spiegel wird die Ausschüttung des Hormones Prolaktin angestoßen. Dieses kurbelt die Milchproduktion an. Dadurch kann es auch bei nicht tragenden Hündinnen zur Scheinschwangerschaft kommen, sogar mit Milchausscheidung.

Daher ist es wichtig gerade in der Zeit der Läufigkeit und den 9 Wochen danach die Hündin nicht anders zu behandeln als sonst, oder sie sogar mehr zu beschmusen oder zu beachten als vorher. Bei verdächtigen Verhaltensänderungen nach der Hitze sollten sie genau hin schauen, füllt sich die Milchleiste, baut sie ein Nest, verhält sie sich anders als sonst, hat sie mehr Hunger?  Halten Sie ihre Hündin in derzeit fern von z.B. Katzenbabies oder quietschenden Gegenständen und geben sie ihr viele Ruhephasen und ziehen sie ggf. Kuschelspielzeug ein. Bei manchen Hunden kann hormonell bedingt ein bemuttern dieser Gegenstände stattfinden. Was für manchen goldig und lustig wirkt ist für die Hündin der pure Stress.

Carlas Geburt

Die einzelnen Lebensphasen

Im Leib der Mutter befinden sich die Welpen in der pränatalen Phase. Bereits im Mutterleib nehmen verschiedene Faktoren Einfluss auf ihr späteres Verhalten und den Entwicklungszustand. Dies ist bei allen Säugetieren, auch bei uns Menschen übrigens genauso. Ein Beispiel kann ich an einer schier unbändigen Border Collie - Appenzeller Hündin benennen, deren Elterntiere noch während der Trächtigkeit als Hütehunde eingesetzt wurden. Entsprechend explosiv und voller Energie war die daraus entstandene Hündin. Es lag ihr wohl im Blut.

In der neonatalen Phase (von der Geburt bis zum 14. Lebenstag) entwickeln sie die Welpen weiter. Sie brauchen jetzt viel Futter und Milch von ihrer Mutter. In dieser Phase brauchen sie viel Ruhe und möglichst wenig Störungen. Zwischen dem siebten und zehnten Tag können die Welpen hören und sehen - aber ihr Geruchssinn ist noch nicht fertig entwickelt. Sie beginnen zu winseln und können Hunger und Kälte empfinden. In dieser Zeit beginnt das "Suchpendeln" wodurch der Welpe die Milchleiste findet.

In der transitionalen Phase (zw. dem 15. und 21. Lebenstag) machen sie erhebliche Fortschritte, werden unabhängiger und können schon mit unserer Stimme besser umgehen, sie nehmen Geräusche ohne Zuordnung war. Bereits jetzt beginnt die Prägeähnliche Phase, das Sozialisieren, sie lernen wo sie ihr Geschäft verrichten sollen und lernen zwischen verschiedenen Untergründen zu unterscheiden.

Sozialisation & Habituation

Die Zeit zwischen der 3. und 12. Lebenswoche - Piturru sagt bis zur 18. Woche, ist die entscheidende Lebensphase, was das Lernen und Vorbereiten auf das spätere Leben in seinem neuen Lebensumfeld betrifft. Zu dieser Phase findet man in der Fachlektüre weit unterschiedliche Angaben, jedoch sollte man bedenken, dass auch jeder Hund ein Individuum ist und in seiner Entwicklung einzigartig. Dennoch sollte uns allen bewusst sein, dass diese ersten Lebenswochen entscheidend sind für das spätere weshalb und wieso.

Vielleicht kann man auch sagen, dass es Frühentwickler und Spätentwickler gibt, aber auch um so früher der Welpe den Reizen ausgesetzt wird, er später besser damit umgehen kann. Man spricht von einer prägungsähnlichen Phase in der soziale Verhaltensmuster schnell erlernt und entwickelt werden können.

In dieser sensiblen Phase vollziehen sich "Sozialisation und Habituation". Besonders wichtig ist jedoch, dass gerade in der Zeit beim Züchter, die Welpen behutsam verschiedensten Reizen ausgesetzt werden. Bis zur 5. Lebenswoche kann man die Hunde quasi nicht überfordern. Wenn sie in dieser Zeit z.B. einen "Schuss ablassen" wird er nicht darauf reagieren, woran liegt das. Das Gehirn ist noch nicht vollständig entwickelt und der Parasympatikus ist in diesem Abschnitt der Entwicklung sehr aktiv. Ab der 6. Woche entwickelt sich dann der Sympatikus, in diesem Abschnitt sind sie bereits stressanfälliger.

Reize können z.b. durch das Wiegen bereits ab dem 1. Tag etabliert werden, hochheben, verschiedene Positionen beim Wiegen, verschiedene Unterlagen z.B. metallene Waagschale oder Plastik, Konfrontation mit Kälte, Untergrundstrukturen, Rasen, Stroh, Möbel, kleine Hindernisse usw. Stimulation der Pfoten, Druckreize, drehen etc. pp. Auch Zähne schauen, Bauch abtasten, Beine massieren, wenn all dies schon in den ersten Lebenstagen und -Wochen immer wieder gemacht wird, brauchen später keine teuren und aufwändigen Trainings absolviert zu werden, da sich z.B. "überall anfassen" als "normal und angenehm" im Gehirn abgespeichert hat

Der Welpe stellt in dieser Zeit eine Geborgenheitsstruktur her, in der die erlebten Reize eben als Geborgen und sicher abgespeichert werden. Wenn in der Zeit bis zur 7. Woche beispielsweise, der Hund keinerlei Kontakt zu Menschen hätte, würde er gegenüber Menschen extrem scheu bleiben sich ggf. sogar Wildtierähnlich, ja angriffslutig gegenüber Menschen verhalten. Aber auch hier sprechen andere Wissenschaftler und Forscher von 14 Wochen.

Ab der 6. Woche sollte man die bereits etablierten Reize nutzen und immer durch neue Reize ergänzen. Früher Besuch von Menschen und Tieren schon beim Züchter, verschiedenste Gerüche, anfassen, hochheben, Gegenstände, unterschiedliche Möbel, Untergründe, usw. Umso mehr also ein Welpe in der Zeit bis zur 5. Woche mit verschiedensten Reizen konfrontiert wurde um so leichter wird er sich später in seiner Umwelt und im neuen Zu Hause zurecht finden. Ideal ist natürlich wenn man sich mit dem Züchter abspricht und ihn bittet Besonderheiten, die beispielsweise in seinem neuen Umfeld auf ihn warten, ein zu beziehen.

Sozialisation ist das Kennenlernen des Umgangs mit Artgenossen und anderen Lebenwesen sowie der belebten Umwelt und dem Mensch. Habituation ist die Gewöhnung an die unbelebte Umwelt, an Geräusche oder den Anblick von Dingen. In dieser Zeit lernen sie das Wichtigste für ihr späteres Leben mit uns ihrem Sozialpartner, dem Mensch, kennen.

Wenn in dieser Phase entscheidendes verpasst wurde, kann dies später nur noch schwer oder manchmal überhaupt nicht mehr nachgeholt werden. Man kann dann nur noch desensibilisieren. Oder der Hund kann übermäßig erschreckt werden, was sich später in Angst oder Fluchtverhalten äußern kann. In der Welpenzeit lernt ihr Hund sehr schnell und leicht und das ganze ohne besondere Motivation wie etwa Leckerchen usw. Der Hund macht es aus Neugier und Freude, alles Lebenswichtige und Entscheidende was er jetzt lernt muss später nur noch weiter geübt und gefestigt werden.

Der Hund kommt meist zwischen der 09. und 12. Lebenswoche zu seiner Menschenfamilie, ab etwa der 12. Lebenswoche beginnen sie das Nest zu verlassen. Die Mutter, so ist es bei den Wölfen, übergibt die Welpen dem Rüden um die 15. Woche um in der Natur und Umwelt (Habituation), ja auch in der Nahrungsbeschaffung angelernt zu werden. Bis dahin erfolgte schon die Sozialisierung mit den Geschwistern im Rudel. Deshalb ist diese Zeit so wichtig auch für den Menschen in seinem späteren Umgang mit seinem Hund.
Bei Hunden übernimmt das adulte Vatertier keine relevanten Erziehungsbestandteile. Der Hund ist eine eigene Spezies, er ist kein Wolf!

Bei der Züchterin meiner Hündin Carla habe ich anfänglich mehrfach angerufen und sie hatte meine Stimme schon gekannt, bevor ich sie das erste mal sah. Sie kam auch direkt auf mich zugelaufen und schien mich zu erkennen. Ich habe sie mehrfach besucht bevor ich sie abgeholt habe. Auch die Mutterhündin kannte ich schon einige Jahre, das war schon eine emotionale aber gute Übergabe mit dem Einverständnis der Mama. Dies erklärt die Starke Bindung zu mir.

Carlas Geburt
ich geschisse wie die Mama
Meine Ziehmama, die Hanna

Die juvenile Phase - die Jugendzeit

Ab dem vierten Lebensmonat bis zum Eintritt der Geschlechtsreife spricht man von der juvenilen Phase. Man könnte sagen es ist die Pupertät des Hundes. Die Milchzähne werden ersetzt, das Zahnen beginnt, bei den Rüden setzt das Markierverhalten ein (4.- bis 7. Monat), Es zeigt sich das Gruppenverhalten und erstes spielerisches Sexualverhalten. Bei Hündinnen setzt die Geschlechtsreife mit der ersten Läufigkeit ein, bei Rüden kann ein genauer Zeitpunkt nicht definiert werden. Es gibt auch spätentwickelnde Rassen, wie z.B. der Australian Shepherd und aus eigener Erfahrung mit einer heißen Hündin und einem jungen Rüden weiß ich das er seine juvenile Zeit noch nicht überstanden hat.

Mit 16 bis 18 Monaten haben sie etwa 2/3 ihres Endgewichtes erreicht. Am Ende der juvenilen Phase wird erstes Territorialverhalten gezeigt.

Reifungsphase (Erwachsenenzeit)

von der Geschlechtsreife (ca. mit 10-12 Monaten) bis zum 2. ggf. bis zum dritten Lebensjahr befinden wir uns in der Reifephase. Je nach Rasse und sicherlich auch den bisherigen Erfahrungen erreichen Hunde ihre soziale Reife mit 1 1/2 bis 3 1/2 Jahren. Bis dahin findet die Einordnung in das soziale Gefüge statt und sie reifen körperlich. Ich konnte das schön bei unserem Rüden, dem Paul beobachten.

Im Alter von 8 Monaten bis einem Jahr kann es nochmal eine Phase erhöhter Schreckhaftigkeit geben. Im Alter ab dem 18. - bis 22. Lebensmonat festigen sich unter Umständen auch negative Eigenschaften. In dieser Phase braucht er eine autoritäre und konsequente Hand. Er wird Dich jeden Tag mehrfach auf die Probe stellen!

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